Kapitel 19

Am nächsten Morgen zwang Sophie sich, ihre Situation zu überdenken. ja, ihr Mann hatte ihr Bett verlassen, um in das einer Kurtisane zu steigen. Aber das Wichtigste war jetzt, weiterhin gut mit ihm auszukommen, da sonst ihr ungeborenes Kind die gleiche Kindheit erleben würde, die sie hatte durchmachen müssen. Außerdem war es besser, wenn jeder annahm, dass es sie kein bisschen kümmerte, wo Patrick sich herumtrieb. Ein Anzeichen von Eifersucht ihrerseits würde die gleichen Gerüchte auslösen, unter denen ihre Eltern litten.

»Liebste Mama«, schrieb Sophie auf ihrem besten Briefpapier. »Ich hoffe, dass du und Papa einen angenehmen Aufenthalt auf dem Land genießt. Deine Beschreibung von Mrs Braddles Frühlingsfest war sehr amüsant. Patrick ist in den letzten Tagen erstaunlich beschäftigt und daher können wir euch nicht besuchen, aber dennoch vielen Dank für die Einladung. In London findet man immer noch wenig Gesellschaft, aber ich habe eine Menge Zeit mit Madeleine Corneille verbracht, der Tochter des Marquis de Flammarion. Du musst Madeleine kennen lernen, sobald ihr nach London zurückkehrt. Ich bin überzeugt, dass du sie ebenso entzückend finden wirst wie ich. Henri geht es sehr gut, danke der Nachfrage.

Er ist sehr aufgeregt, weil bald das Semester in Harrow beginnt. Patrick wird ihn nächste Woche hinfahren. Ich werde mir Mühe geben, die Glaswaren zu finden, die du gerne hättest, und sie dir sofort zuschicken.« Sie unterzeichnete den Brief mit »Deine dich liebende Tochter«. Sie versiegelte den Brief mit einem unguten Gefühl und übergab ihn dem Lakaien. Sollte ihre Mutter auch nur ahnen, dass sie schwanger war, dann würde sie noch vor Anbruch der Nacht in London eintreffen.

Eloise las den Brief mit einem leichten Stirnrunzeln. Sophie erwähnte ihren Mann nur selten in den regelmäßigen Briefen und Eloise konnte sich nicht entscheiden, ob sie sich einfach etwas einbildete oder ob die Ehe ihrer Tochter tatsächlich einen schlechten Verlauf nahm.

»George«, sagte sie an diesem Abend beim Essen. »Was weißt du über Patrick Foakes?«

George starrte sie überrascht an. »Wie war das, meine Liebe?«

»Verkehrt Foakes mit leichten Frauenzimmern?«

Man kann sich stets darauf verlassen, dass Eloise die Dinge beim Namen nennt, dachte George im Stillen. Er wählte seine Worte mit Bedacht. »Foakes hat in seiner Jugend bestimmt nichts anbrennen lassen, meine Liebe.«

»Ich bin nicht an seiner Jugend interessiert«, erwiderte Eloise ungeduldig. »Denkst du, dass er sich nebenbei eine Geliebte hält?«

Nach dem, was George über die feine Gesellschaft wusste, hätte es ihn tatsächlich gewundert, wenn Patrick sich keine Geliebte hielt. Sein Schweigen beantwortete Eloises Frage zur Genüge.

»Ich wusste es«, sagte sie wie zu sich selber. »Ich habe Sophie schließlich geraten, einen Lebemann zu heiraten, nicht wahr? Was war ich doch für eine Närrin!«

George schickte den Lakaien mit einem Kopfnicken aus dem Raum, ging zu Eloise hinüber und zog sie von ihrem Stuhl hoch. »Eloise, Liebes, vielleicht schlägt Sophie nach ihrer Mutter.«

Eloise blickte ihn perplex an.

George senkte den Kopf und strich mit seinem Mund über ihre Lippen. »All diese Kurtisanen können ihrer Mutter nicht das Wasser reichen«, flüsterte er.

Eloises schaute ihn unwillig an. »Also, wirklich, George«, sagte sie vorwurfsvoll. »Glaub ja nicht, dass ich mich auf diese haarsträubende Art und Weise von dir ins Bett locken lasse. Deine Metzen mögen ja das eine oder andere Dinner verpasst haben, um ... um sich mit dir zu vergnügen, aber ich werde das ganz bestimmt nicht tun.« Sie ließ sich mit kerzengeradem Rücken wieder auf ihrem Stuhl nieder. »Und würdest du bitte läuten. Phillipe scheint seinen Posten verlassen zu haben.«

George grinste und kehrte zu seinem Platz auf der anderen Seite des Tisches zurück. Verdammt, er genoss diese Wortduelle mit seiner Marquise. Sie war wirklich störrisch wie ein Maulesel.

»Ich denke nicht, dass wir uns Sorgen um die kleine Sophie machen müssen«, sagte er gemütlich und nahm ein Aprikosentörtchen von der Platte, die vor ihm stand. »Sie hat einen vernünftigen Kopf auf den Schultern.«

»Du bist ein Narr, George«, erwiderte Eloise, aber in ihren Augen lag ein zärtlicher Ausdruck.

02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
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